Sehnenprobleme rund um das Kniegelenk
Cristian A. Beca1, Dorothee Harder2, Giorgio Tamborrini3, André Leumann4
1 Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Universitätsspital Basel
2 Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Universitätsspital Basel
3 UltrasoundCenter, Klinik für Rheumatologie, Bethesdaspital Basel
4 OrthoPraxis Leumann, Basel
Summary
The knee joint is affected in up to 30% of all sport injuries. A minor precentage of it are tendon injuries. For acute tendon injuries, quadriceps tendon rupture and patellar tendon rupture are most frequent. Beside that, ruptures of distal hamstring tendons or the popliteus tendon may occur. For chronic tendon injuries in sports, the jumpers knee and the runners knee are most frequent. Also insertional enthesopathy of the quadriceps tendon, of the iliotibial band, of the hamstring tendons may occur, furthermore a tendinitis or bursitis at the pes anserinus. These injuries are explained in this article focussing on symptoms, diagnostics and therapy.
Zusammenfassung
Das Kniegelenk ist in bis zu 30% aller Sportverletzungen betroffen. Sehnenverletzungen machen davon einen kleineren Anteil aus. Bei den akuten Sehnenverletzungen stehen die Quadricepssehnenruptur und die Patellarsehnenruptur im Vordergrund. Daneben sind die distale Hamstringruptur und die Popliteussehnenruptur zu erwähnen. Bei den chronischen Sehnenverletzungen dreht sich im Sport viel um das Jumpers Knee und das Runners Knee. Daneben gibt es aber auch die Insertionstendinopathie der Quadricepssehnen, des Tractus iliotibialis und der Hamstring-Sehnen, im Weiteren die Tendinitis/Bursitis am Pes anserinus. Sie werden im vorliegenden Artikel hinsichtlich Symptomatik, Diagnostik und Therapie dargestellt.
Einleitung
Das Kniegelenk ist das am häufigsten betroffene Gelenk im Sport überhaupt. Bis zu 30% der akuten und chronischen Verletzungen betreffen das Kniegelenk. Sehnenverletzungen sind zwar oft nicht so spektakulär wie die Ruptur des vorderen Kreuzbandes oder eine Kniegelenksluxation, aber können bei akuten Verletzungen genauso gravierend sein. Bei einer Quadriceps- oder Patellarsehnenruptur wird der komplette Streckapparat insuffizient und bedarf einer chirurgischen Therapie. Chronische Sehnenprobleme gehören zu den hartnäckigsten Problemen überhaupt. Oft ist eine Therapie über Monate hinweg erforderlich, um die Symptomatik zu lösen.
Es liegen keine detaillierten epidemiologischen Daten vor, da die Häufigkeit und Verteilung sehr stark von der Sportart und der Sportintensität abhängt. Deshalb wird in der vorliegenden Übersicht bei den chronischen Sehnenproblemen auf die Sportartspezifität eingegangen. Ein zweiter Fokus der vorliegenden Arbeit liegt auf der Bildgebung mit Darstellung typischer Befunde. Zuletzt erläutern wir in der vorliegenden Arbeit – auch wenn die Behandlung von Sehnenverletzungen in erster Linie eine Domäne der konservativen Therapie ist – wann und wie eine chirurgische Intervention Sinn machen könnte.
Akute Sehnenverletzungen
Quadricepssehnenruptur
Unfallmechanismus
Unerwartete Überbelastung (z.B. als Kompensations-/Stellungskorrekturversuch beim Ausrutschen); eine degenerativ veränderte Sehne reisst auch im Rahmen eines Niedrigenergie-Traumas.
Klinik
Hämatom im Rupturbereich (suprapatellär); palpable Delle; das gestreckte Bein kann nicht angehoben werden; Hämarthros möglich, falls Kapsel mitverletzt wird; Patient kann das Knie nicht kontrollieren (im Stehen).
Diagnostik
In den allermeisten Fällen handelt es sich um eine insertionsnahe Ruptur.
Röntgen: Patellatiefstand? Ossäre Avulsion?
Ultraschall: Ruptur? Tendinopathische Sehnenanteile? Hämatom? Erguss? Ossäre Mitbeteiligung?
MRI: Ruptur? Tendinopathische Sehnenanteile? Ossäre Mitbeteiligung (bone bruise, ossäre Avulsion)? Knorpelschaden der Patellarückfläche? Muskelatrophie bei vorbestehender Degeneration?
Besonderheiten
- Partiell oder vollständig ossäre Avulsionsverletzungen sind möglich
- Cave Patella bipartita
- Oft geht eine degenerative Tendinopathie der Ruptur voraus
- Abzugrenzen sind Rupturen nach iatrogener Quadricepssehnenschädigung (z.B. nach Quadricepssehnenentnahme für eine VKB-Plastik oder eine Umkehrplastik bei chronischem Jumpers Knee oder nach Knietotalprothese mit transtendinösem Zugang) und Rupturen der intramuskulären Sehnenanteile (selten; Mechanismus entsprechend einem Muskelfaserriss)
Therapie
- Die operative Rekonstruktion zur Wiederherstellung des Streckapparates ist entscheidend
- In der Regel werden mehrere Knochenanker in der Patella verwendet oder die Quadricepssehne transossär reinseriert
- Bei der Rekonstruktion ist darauf zu achten, auch die Sehnenansätze von M. vastus medialis und lateralis zu reinserieren, um eine Patella-Dysbalance zu vermeiden
- Eine leichte Verkürzung der Sehne ist möglich, kann im Verlauf zu einem leichten endgradigen Flexionsdefizit führen

Patellarsehnenruptur
Unfallmechanismus
Beim Absprung oder bei der Landung bei einem Sprung. Der Patient verspürt in der Regel einen Knall. Das Knie ist sofort nicht mehr belastbar.
Klinik
Das gestreckte Bein kann nicht angehoben werden; Schwellung und Hämatom über Patellarsehne, eventuell Delle palpabel; im Seitenvergleich proximalisierte Patella; Patient kann das Knie nicht kontrollieren (im Stehen); Erguss im Kniegelenk eher selten.
Diagnostik
Die typische komplette Patellarsehnenruptur befindet sich im mittleren Drittel der Patellarsehne. Da die Ruptur einem Auseinanderziehen verschiedener Sehnenanteile entspricht, ist eine eigentliche Delle nicht immer palpabel
Röntgen: Patellahochstand?
Ultraschall: Ruptur? Rupturverlauf? Tendinopathische Sehnenanteile?
MRI: Ruptur? Tendinopathische Sehnenateile? Hoffa-Syndrom? Insertionstendinopathie? Knorpelschaden an der Patellarückfläche?
Besonderheiten
- Lag eine Vorschädigung der Sehne vor (z.B. chronische Entzündung oder Partialruptur bei Jumpers Knee)?
- Bei Adoleszenten sind Avulsionsrupturen bei M. Osgood-Schlatter oder M. Sinding-Larsen möglich, aber sehr selten
- Iatrogen bedingte Rupturen nach Entnahme von der Patellarsehne für eine VKB-Rekonstruktion sind sehr selten

Therapie
- Die operative Rekonstruktion zur Wiederherstellung des Streckapparates ist entscheidend
- Oft wird eine McLaughlin-Schlinge (Drahtschlinge) transossär durch Patella und Tuberositas tibiae gezogen, um für drei Monate eine zusätzliche Sicherung der Heilung zu erhalten. Die McLaughlin-Schlinge sollte nach ca. drei Monaten wieder entfernt werden (ambulante OP)
- Bei schwerer tendinopathischer Vorschädigung ist ggf. ein Sehnentransplantat einzuweben
- Eine verlängerte Patellarsehne resultiert in einem Patellahochstand. Dadurch ist die Kraftentwicklung funktionell deutlich schlechter. Zusätzlich höheres Risiko der Patellaluxation
- Die Vernarbung kann zu einer Patellarsehnenkontaktion und zu einem Patellatiefstand führen. Das führt zu einer verminderten Patellabeweglichkeit und Beschwerden bei Knieflexion

Distale Hamstringsehnenruptur
Unfallmechanismus
Hyperextension im Kniegelenk oder simultane Dehnung und Kontraktion des Hamstring-Muskelkomplexes
Klinik
Schmerzen und Hämatom in der Kniekehle oder im posterioren Oberschenkelbereich; Streckdefizit im Sinne einer schmerzbedingten Streckhemmung; fehlende Spannung auf den Hamstringsehnen in der Kniekehle
Diagnostik
Röntgen: Ossäre Bicepssehnenavulsionsfraktur am Fibulaköpfchen?
Ultraschall: Ruptur? Hämatom? Sehr gut geeignet für Rupturen im Muskel-Sehnenübergangsbereich (intramuskuläre Sehnenruptur), ossäre Bicepssehnenavulsionsfraktur am Fibulaköpfchen? Beurteilung des N. peroneus
MRI: Sehnenruptur? Insertionsnahe Rupturen? Tendinopathische Sehnenanteile?

Besonderheiten
- Zu differenzieren sind proximale Hamstringsehnenrupturen (insertionsnahe Ruptur am Tuber ischiadicum). Diese sind häufiger als die distalen Verletzungen
- Bei Verletzungen der distalen Biceps Femoris-Sehne ist die N. peroneus-Funktion (profundus und superficialis) zu prüfen aufgrund der anatomischen Nähe
- Ossäre Avulsionsfraktur am Fibulaköpfchen ist möglich
Therapie
- Konservative Therapie für intramuskuläre Rupturen und zumeist auch insertionsnahe Rupturen, ggf. ist eine Teilbelastung an Gehstöcken und Einschränkung der Knieextension (z.B. 60°/30° je drei Wochen) notwendig
- Aus Studien zur Donor-site Morbidität bei Sehnengraftentnahme bei VKB-Rekonstruktion weiss man, dass das Funktionsdefizit bei Entnahme der Semitendinosus-Sehne sehr gering ist
- Operative Therapie bei grossem intramuskulären Sehnenriss im Spitzensport (Sprint, Fussball) zu diskutieren
Popliteussehnenruptur
Unfallmechanismus
Eine isolierte Popliteussehnenruptur ist selten. In der Regel treten Popliteussehnenrupturen bei Verletzung des posterolateralen Corners (PLC) auf. Diese ereignen sich bei Rotationsverletzungen des Kniegelenks in Kombination mit einer Ruptur des hinteren Kreuzbandes (HKB, häufiger) oder des vorderen Kreuzbandes (VKB, selten) sowie weiteren Kniebinnenläsionen (z.B. Meniskusruptur etc.). Zum posterolateralen Corner zählen neben der Popliteussehne das laterale Kollateralligament (LCL), der Tractus iliotibialis, die Bizepssehne und der posterolaterale Kapsel-Meniskus-Bandkomplex (z.B. Lig. arcuatum, Lig. fabellofibulare).

Klinik
Primäre klinische Befunde gemäss Hauptverletzung (VKB-, HKB-Ruptur); Erguss; positives Dial-Sign (vermehrte (Aussen-) Rotation im Seitenvergleich bei 45° Knieflexion in Bauchlage); positiver Pivot-Shift Test
Diagnostik
Ultraschall: Ruptur? Ligamentäre Verletzungen? Muskulotendinöse Popliteusruptur?
MRI: Ruptur? Begleitverletzungen des PLC? Intraartikuläre Knieverletzungen (Kreuzbänder, Menisci, Knorpel, Kollateralbänder)?
Besonderheiten
- In der Regel handelt es sich um eine ansatznahe, intraartikuläre Ruptur
- Als zweite Variante gibt es muskulotendinöse Popliteusrupturen. Diese sind klinisch wenig auffällig und oft Zufallsbefunde bei jedoch ähnlichem Verletzungsmuster
- In Kombination der Popliteussehnenruptur mit der Verletzung weiterer Strukturen des PLC oder Kreuzband- und Kollateralbandrupturen sowie weiterer intraartikulärer Verletzungen liegt eine komplexe Knieverletzung vor
Therapie
- Die Behandlung richtet sich primär nach den Kriterien der Behandlung der Hauptverletzung
- Liegt eine VKB- oder HKB-Ruptur vor, so ist in Kombination mit einer PLC-Verletzung die Operationsindikation grosszügig zu stellen. Die Rotationsstabilität (Pivotieren) ist durch Kreuzbandruptur und PLC-Verletzung doppelt geschwächt. In diesen Fällen gelingt es nur selten, die Rotationsstabilität ohne Operation wiederaufzubauen
- Operativ ist zu entscheiden, ob aufgrund der Komplexität der Verletzung eine einzeitige oder zweitzeitige Rekonstruktion erfolgen sollte
- Die Popliteussehne kann bei frischer Ruptur und bei guter Sehnenqualität im Rahmen einer PLC-Rekonstruktion direkt anatomisch rekonstruiert werden. Bei Insuffizienzen oder ungenügendem Gewebe ist eine nicht-anatomische Rekonstruktion zu bevorzugen (z.B. Larson-Plastik)
Chronische Sehnenbeschwerden
Jumpers Knee
Synonyme
Springerknie, Patellaspitzensyndrom, Patellarsehneninstertionstendinitis/-tendinopathie
Symptome
Schmerzen beim Springen im Sport; akzentuiert auch im Alltag, insbesondere beim Treppengehen (abwärts>aufwärts); Schmerzen und Druckdolenz am unteren Patellapol; Verdickung der Patellarsehne möglich; Lokales Knistern auf Palpation; Muskelverspannung, ggf. Hypotrophie des M. quadriceps femoris.
Typische Sportarten
Springen; Volleyball; Basketball; Handball; Fussball
Diagnostik
Röntgen: intratendinöse Verkalkung? Traktionssporn?
Ultraschall: Enthesopathie? Tendinose? Tendinopathie? Hypervaskularität? Ruptur? Intratendinöse Verkalkung? Traktionssporn?
MRI: Tendinose? Tendinopathie? Partialruptur? (Peri-)Tendinitis? Ossifikationskerne? Hoffa-Entzündung?

Konservative Therapie
- Das Jumpers Knee ist eine Domäne der konservative Therapie
- Schweregrad und Dauer der Erkrankung bestimmt den Umfang der konservativen Therapiemassnahmen
- Trainingsadaptation/-modifikation: Meiden des Reizes, eventuell auch Änderung von Sprungtechnik
- Jumpers-Knee-Bandage
- Lokale oder systemische NSAR für eine bestimmte Zeit. NSAR >6 Wochen kann den Umbau- und Regenerationsprozess der Sehne bremsen
- Physiotherapeutische und physikalische Massnahmen
- Evidenz verschiedener Therapieoptionen (siehe Tabelle 1)
Operative Therapie
- Nur bei Versagen der konservativen Therapie (>6 Monate)
- Arthroskopisches Débridement in 80% mit guten Resultaten
- Kein signifikanter Unterschied zu offenem Débridement
- Einer schweren Tendinopathie kann eine chronische Partialruptur entsprechen. Dann ist ggf. eine Rekonstruktion mit Auto- oder Allograft notwendig (z.B. Plantaris longus-Sehnengraft), Umkehrplastik mit Knochen-Sehnen-Transplantat aus der Quadricepssehne

Quadricepsinsertionstendinitis/-pathie
Symptome
Sehr ähnlich dem Jumpers Knee, nur am proximalen Patellapol gelegen; Druckdolenz an der Quadricepssehneninsertion, Schmerzen beim Absprung oder beim Aufstehen aus der Hocke; bei ausgeprägt tendinopathischen Anteilen auch Verdickung oder Delle (Partialruptur?) palpabel
Typische Sportarten
Gewichtheber; Basketball; Handball; (Hoch-)Springer
Diagnostik
Röntgen: intratendinöse Verkalkung? Traktionssporn?
Ultraschall: Tendinose? Tendinopathie? Hypervaskularität? Partialruptur?
MRI: Tendinose? Tendinopathie? Partialruptur? (Peri-)Tendinitis? Ossifikationskerne? Hoffa-Entzündung? Knorpel der Patellarückfläche?


Konservative Therapie
- Trainingsmodifikation, Trainingspause
- Lokale und systemische NSAR
- Physikalische Massnahmen
- Physiotherapie, Detonisation Quadriceps
- Exzentrisches Krafttraining
- Stosswellentherapie
- Bei Therapieresistenz eventuell lokale Infiltration (z.B. PRP/ACP, Hyaluronsäure, Arnika)
Operative Therapie
• Nur bei Therapieresistenz über 6-12 Monate zu diskutieren
• Lokales Débridement bei kleinen tendinopathischen Defekten
• Rekonstruktion mit Sehnen Auto- oder Allograft bei grösseren Defekten (>30-40% des Sehnendurchmessers)

Runners Knee
Synonyme
Läuferknie, iliotibiales Bandsyndrom, iliotibial friction syndrome
Symptome
Chronische, belastungsabhängige Schmerzen auf der Knieaussenseite; Druckdolenz über dem Epicondylus lateralis; Ausstrahlung nach proximal oder distal möglich; positiver Nobles-Test (verstärkte Druckdolenz über dem Epicondylus lateralis bei Flexion/Extension des Kniegelenks mit Schmerzmaximum bei ca. 30° Knieflexion entsprechend dem Gleiten des Tractus iliotibialis); Verspannung des M. tensor fasciae latae und der Hüftextensoren; Anspannung des Tractus iliotibialis (Ober-Test)
Alignement der unteren Extremität: statisches oder dynamisches Genu varum; vermehrte Fusspronation im Laufen
Typische Sportarten
Laufsport, Orientierungslauf, Triathlon
Diagnostik
Es handelt sich primär um eine klinische Diagnose.
Stehendes Ganzbeinröntgen (Orthoradiogramm): Vermessung einer statischen Achsfehlstellung (Genu varum)
Dynamische Laufanalyse: Erfassung eines dynamischen Genu varum und einer Überpronation im Rückfuss.
Ultraschall: Tendinose? Tendinopathie? Hypervaskularität? Partialruptur? Meniskusganglion? Pathologie der Popliteussehne? Freier Gelenkkörper im Recessus lateralis?
MRI: dient vor allem dem Ausschluss von Differentialdiagnosen bei Therapieresistenz: laterale Meniskusläsion; Meniskusganglion, Pathologie der Popliteussehne, freier Gelenkkörper im Recessus lateralis, laterales Patellahyperkompressionssyndrom; die chronische Bursitis ist im MRI nur bei sehr schweren Fällen eindeutig nachzuweisen
Konservative Therapie
- Trainingsmodifikation/-pause
- Lokale und systemische antiphlogistische Massnahmen
- Ultraschall oder Stosswellentherapie
Und als Therapie der Ursache:
- Orthopädische Schuheinlagen mit lateraler Fussranderhöhung
- Detonisation und Lösen von Tractus iliotibialis, M. tensor fasciae latae und Glutealmuskulatur
- Physiotherapie: Beinachsentraining
Bei Therapieresistenz:
• Infiltration (einmalig): Cortison, PRP, ACP, Hyaluronsäure, Formicain, Arnika
Operative Therapie
- Nur selten indiziert
- Exzision der chronischen Bursitis über dem Epicondylus lateralis und Release des Tractus iliotibialis
- Bei schwerem Genu varum ist die proximale Tibiakorrekturosteotomie zu diskutieren

Tractus iliotibialis Insertionstendinitis/-tendinopathie
Symptome
Sehr ähnlich dem Runners Knee, die Lokalisation liegt jedoch auf der Tractus iliotibialis-Insertion am Tuberculum Gerdy zwei Finger breit lateral und leicht proximal der Tuberositas tibiae.
Chronische, belastungsabhängige Schmerzen auf dem Tuberculum Gerdy; Verspannung des M. tensor fasciae latae und der Hüftextensoren; Anspannung des Tractus iliotibialis (Ober-Test)
Alignement der unteren Extremität: statisches oder dynamisches Genu varum; vermehrte Fusspronation im Laufen
Typische Sportarten
Laufsport, Orientierungslauf, Triathlon
Diagnostik
Es handelt sich primär um eine klinische Diagnose.
Stehendes Ganzbeinröntgen (Orthoradiogramm): Vermessung einer statischen Achsfehlstellung (Genu varum)
Ultraschall: Tendinose? Tendinopathie? Hypervaskularität? Meniskusganglion?
MRI: Tendinitis? Tendinopathie? Ausschluss von Differentialdiagnosen bei Therapieresistenz: laterales, nach subkutan reichendes Meniskusganglion, Stressfraktur Tibiakopf

Konservative Therapie (analog Runners Knee)
- Trainingsmodifikation/-pause
- Lokale und systemische antiphlogistische Massnahmen
- Ultraschall oder Stosswellentherapie
Und als Therapie der Ursache:
- Orthopädische Schuheinlagen mit lateraler Fussranderhöhung
- Detonisation und Lösen von Tractus iliotibialis, M. tensor fasciae latae und Glutealmuskulatur
- Physiotherapie: Beinachsentraining
Bei Therapieresistenz:
- Infiltration (einmalig): Cortison, PRP, ACP, Hyaluronsäure, Formicain, Arnika
Operative Therapie
- Nur selten indiziert
- Release des Tractus iliotibialis
- Bei schwerem Genu varum ist die proximale Tibiakorrekturosteotomie zu diskutieren

Tendinitis am Pes anserinus (Bursitis)
In der Regel handelt es sich um eine Bursitis am Pes anserinus.
Symptome
Lokale Druckdolenz über dem Pes anserinus, Schmerzzunahme bei forcierter Knieflexion, selten ist ein Knistern zu palpieren, bei sehr schlanken Ausdauersportlern auch ein flüssigkeitsgefülltes Kissen. Bei älteren Sportlern und beginnender Gonarthrose kann die Bursa mitreagieren. Die Bursa liegt zwischen Pes anserinus-Aponeurose (Co-Insertion der Semitendinosus-, Gracilis- und Sartoriussehne) und der Insertion des Ligamentum collaterale mediale 5-6 cm distal der Gelenkslinie.
Typische Sportarten
Laufsport, Langlauf, Radfahren
Diagnostik
Ultraschall: Bursitis? Enthesopathie? Tendinopathie? Hypervaskularität? Verletzung Lig. collaterale mediale? Meniskusganglion?

Konservative Therapie
- Sportmodifikation, Trainingspause
- Lokale, selten systemische antiphlogistische Massnahmen
- Physiotherapie
- Cortison-Injektion (ggf. Ultraschall-gesteuert)
Operative Therapie
- Höchstens im Rahmen einer zu Grunde liegenden Pathologie (z.B. Gonarthrose)
Tendinopathie der Hamstringsehnen
Symptome
Lokale Druckdolenz, belastungsabhängige Schmerzen, vor allem bei forcierter Flexion
Eine Tendinopathie der Hamstringsehnen ist sehr selten, am ehesten als Insertionstendinopathie der Biceps Femoris-Sehne am Fibulaköpfchen
Typische Sportarten
Laufsport
Diagnostik
Es handelt sich um eine klinische Diagnose.
Ultraschall: Tendinopathie? Hypervaskularität? Verletzung Lig. collaterale mediale/laterale?
MRI: bei unklarem Befund, teilweise auch als Zufallsbefund

Konservative Therapie
- Sportmodifikation, Trainingspause
- Lokale, selten systemische antiphlogistische Massnahmen
- Physiotherapie
- Ultraschall, Stosswellentherapie (Cave N. peroneus communis um das Fibulaköpfchen)
Operative Therapie
- Keine bekannt
Morbus Osgood-Schlatter und Morbus Sinding-Larsen-Johannson
Symptome
Morbus Osgood-Schlatter: Schmerzhafte Schwellung auf der Tuberositas tibiae
Morbus Sinding-Larsen-Johannson: Schmerzen und Druckdolenz am distalen Patellapol
12.-16. Lebensjahr: einhergehend mit einem Wachstumsschub der distalen Femurepiphyse und hoher sportlicher Belastung auf den Streckapparat
Typische Sportarten
Fussball; allgemein Sportarten mit hoher Belastung auf den Streckapparat
Diagnostik
Röntgen: M. Sinding-Larsen-Johannson: schollige Veränderung am distalen Patellapol; M. Osgood-Schlatter: aufgetriebene Epiphysenfuge an der Tuberositas tibiae, schollige Veränderungen des Apophysenkerns der Tuberositas tibiae
Bei längerdauernden Beschwerden empfiehlt sich eine weitere Bildgebung zum Ausschluss einer malignen Knochenerkrankung
MRI, Ultraschall: maligne Knochenerkrankung? Fragmentation der Tuberositas tibiae?
Konservative Therapie
- Sportmodifikation, von einem früher empfohlenen, kompletten Sportverbot ist man abgewichen
- Therapie ähnlich dem Runners Knee
- Reduktion der Belastung des Streckapparates, Stärkung der Kniebalance
Operative Therapie
- Im ausgeheilten Stadium, falls intratendinöse Ossifikationen übrigbleiben, können diese reseziert werden
- Beim Abriss des Apophysenkerns der Tuberositas tibiae (sehr selten) ist gegebenenfalls eine Osteosynthese notwendig

Korrespondenzadresse
PD Dr. med. Dr. phil.
André Leumann
OrthoPraxis Leumann
Am Claraplatz/Claragraben78
4058 Basel
leumann.andre@gmail.com
Literaturauszug
- DeLee & Drez´s. Orthopaedic Sports Medicine – Principles and Practice. Saunders, Philadelphia (USA), 2. Auflage 2002
- Engelhardt M. Sportverletzungen – Diagnose, Management und Begleitmassnahmen. Elsevier GmbH, Urban&Fischer Verlag, München, 2. Auflage 2009
- Larsson ME, Käll I, Nilsson-Helander K. Treatment of patellar tendinopathy – a systematic review of randomized controlled trials. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2012;20:1632-2646.
- Mani-Babu S, Morrissey D, Waugh C, Screen H, Barton C. The effectiveness of extracorporeal shock wave therapy in lower limb tendinopathy: a systematic review. Am J Sports Med. 2015;43:752-761.
- Marcheggiani Muccioli GM, Zaffagnini S, Tsapralis K, Alessandrini E, Bonanzinga T, Grassi A et al. Open versus arthroscopic surgical treatment of chronic proximal patellar tendinopathy. A systematic review. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2013;21:351-357.
- Moraes VY, Lenza M, Tamaoki MJ, Faloppa F, Belloti JC. Platelet-rich therapies for musculoskeletal soft tissue injuries. Cochrane Database Syst. Rev. 2014, April 29. Peterson L, Renström P. Verletzungen im Sport – Prävention und Behandlung. Deutscher Ärzte-Verlag Köln, 3. Auflage 2002
- Tamborrini G, Marx C. Muskuloskelettaler Ultraschall. Band 2. ISBN 978-3-9524150-1-6. 2. Ausgabe 2014
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