Marcel Gloyer
Praxis Dr. med. Marcel Gloyer, Seidengasse 16, 8001 Zürich
Abstract
Pain and discomfort in the knee joint are common reasons for consultations in daily routine. The reasons are diverse and can be of traumatic or chronic origin. Identifying the reason for knee pain may be challenging. Using a “knee-map” may help to diagnose possible pathologies. Consequently, treatment depends on the final diagnosis. When a traumatic effusion is present, a relevant intra-articular damage should be considered. Here, MRI has established itself as a fast and reliable method. With an accelerated diagnosis, an adequate treatment can be initiated earlier to ensure the ability to exercise and work, and moreover, to improve the quality of life.
Zusammenfassung
Schmerzen und Beschwerden im Kniegelenk sind sehr häufige Gründe für Konsultationen in der täglichen Praxis. Die Gründe sind vielfältig und können traumatischer oder chronischer Genese sein. Die genaue Ursache herauszufinden, ist nicht immer einfach. Anhand einer «Landkarte» können die Ursachen eingegrenzt und mögliche Pathologien detektiert werden. Die Therapie richtet sich schlussendlich nach der abschliessenden Diagnose. Als Empfehlung kann gegeben werden, dass bei Vorliegen eines traumatischen Ergusses eine relevante intraartikuläre Schädigung gesucht werden sollte. Hier hat sich die MRT als schnelle und verlässliche Methode etabliert. Mit einer frühzeitigen Diagnosestellung kann eine schnelle und adäquate Therapie eingeleitet werden, um eine rasche Wiederherstellung der Sport- und Arbeitsfähigkeit zu gewährleisten und die Lebensqualität zu verbessern.
Schlüsselwörter: Knieschmerz, Sportler, Knieverletzung, Kreuzband, Knorpel, Meniskus
Einleitung
Beschwerden im Bereich des Kniegelenks sind eine der häufigsten Ursachen für Konsultationen in der sportmedizinischen, sportorthopädischen und sporttraumatologischen Sprechstunde. Viele Patient:innen stellen sich primär bei ihrem Hausärzt:in oder auf einer Notfallstation vor.
Der folgende Artikel soll eine Übersicht zu den möglichen Ursachen der Beschwerden geben und als eine Wegleitung zur Diagnostik und Therapie dienen. Die Liste der Symptome, Krankheitsbilder und Therapieempfehlungen kann als Auswahl häufiger Beschwerden gesehen werden und ist nicht abschliessend zu interpretieren.
Es kann grob in zwei unterschiedliche Ätiologien eingeteilt werden. Auf der einen Seite sind chronische und auf der anderen Seite unfallbedingte Beschwerden.
Alleine 97 000 Unfallmeldungen pro Jahr bei der SUVA betreffen das Kniegelenk. Die verursachten Kosten für die Behandlungen der Verletzungen liegen bei ca. 700 Millionen Franken pro Jahr.
Hierbei sind nur die Fälle erfasst, die auch der Unfallversicherung angemeldet werden. Eine hohe «Dunkelziffer» an nicht gemeldeten, oder nicht in die Statistik einfliessenden Verletzungen ist wahrscheinlich.
Neben den unfallbedingten Beschwerden ist ein wesentlicher Anteil von Schmerzen im Bereich des Kniegelenks auf Fehl- und Überbelastung zurückzuführen.
In der alltäglichen Praxis ist die Unterscheidung wichtig in Bezug auf die Kostenübernahme und die weitere Diagnostik und Therapie.
Wie bei eigentlich allen Beschwerden kann eine genaue Anamnese in Verbindung mit einer körperlichen Untersuchung bereits zu einer verlässlichen Verdachtsdiagnose führen.
Die Lokalisationsangabe der Schmerzen kann ebenfalls einen Hinweis auf die zugrunde liegende Pathologie geben.
Eine Orientierung können «Knee-Pain-Maps» liefern.
Auf diesen etablierten schematischen Darstellungen kann auch ein «Nicht-Kniespezialist» die möglichen Ursachen der Beschwerden erkennen und weitere Diagnostik und Therapie einleiten. (Abb. 1 und 2)
In der Folge werden exemplarisch die möglichen Ursachen anhand der « Landkarte » beschrieben und die Untersuchungsbefunde und die Therapiemöglichkeiten erörtert.
Ebenfalls werden einige «red-flags» definiert. Sollten sich diese zeigen, so ist eine baldige oder sofortige Vorstellung bei einem Kniespezialisten:in oder auf einer Notfallstation empfehlenswert.


Vordere Knieschmerzen
Superior
Tendinopathien der Quadrizepssehne
Beschwerden am Oberrand der Patella können traumatischer Genese sein, zum Beispiel bei Verletzungen der Quadrizepssehne. Fast immer ist hier ein Sturzereignis in der Anamnese zu erheben. Bei einer vollständigen Ruptur ist die Streckung des Knies oder das Abheben des gestreckten Beines von der Unterlage nicht mehr möglich.
Radiologisch kann sich eine Patella baja zeigen. Fast immer ist ein Erguss intraartikulär zu finden. Die Therapie-Entscheidung (operativ vs. konservativ) richtet sich nach dem Alter und dem Ausmass der Ruptur. Während ältere Patienten oder Partialläsion eher konservativ in einer Streckschiene behandelt werden, geht die Empfehlung bei jüngeren, aktiven Patienten eher in Richtung einer operativen Reinsertion der Sehne an die Patella.
Neben den traumatischen Läsionen werden Beschwerden in diesem Bereich häufig durch Veränderungen der Sehne im Sinne einer Tendinopathie mit möglichen Partialläsionen hervorgerufen. Häufig ist eine muskuläre Dysbalance oder eine Verkürzung der Quadrizepsmuskulatur als Ursache zu evaluieren. Die Diagnose kann klinisch gestellt werden, aber kann auch mittels Sonografie und MRT untermauert werden. Mit einer gezielten Physiotherapie kann eine zuverlässige Beschwerderegredienz erreicht werden. Sollten die Schmerzen nicht innerhalb einer nützlichen Frist verbesserbar sein, kann bei Partialläsionen oder Ansatztendinosen eine Stosswellentherapie oder Eigenblutbehandlung (ACP, PRP) diskutiert werden.
Zentral/Patella
Beschwerden, die die Mitte des Knies betreffen, sind sicher die am häufigsten angegebenen. Eine genaue Anamnese und eine exakte klinische Untersuchung können bereits Rückschlüsse auf die Ursache erbringen.
Häufig findet sich bei Beschwerden, die in dieser Region angeben werden, als «Schwellung» oder «dickes Knie» ein intraartikulärer Erguss.
Klinisch zeigt sich eine Schwellung im suprapatellären Rezessus oder eine «tanzende Patella». Der Untersuchungsbefund kann sonografisch bestätigt werden.
Es ist wichtig zu unterscheiden, ob es sich um einen unfallbedingten Erguss handelt, oder ob die Situation bereits länger besteht und sich chronisch verhält.
Chronische Schwellungen haben ihre Ursache oft in generellen Veränderungen im Bereich der intraartikulären Strukturen. Durch eine chronische Reizung wird die Synovia zur Proliferation angeregt, um Gelenksflüssigkeit zu produzieren. Das Endbild stellt eine chronische Synovitis mit entsprechender Ergussbildung dar.
Eine der häufigsten Ursachen hierfür ist die Gonarthrose, die durch eine generelle Veränderung des Gelenk-Milieus zu einer chronischen Synovialitis führen kann. Eine Anamnese von Anlaufschmerzen ist ebenfalls oft eruierbar. Die weitere Diagnostik für die Gonarthrose beinhaltet klassische radiologische Bildgebung (am besten als belastete Aufnahmen – wie z.B. Rosenbergaufnahme) und kann durch MRT erweitert werden. Zeigen sich klare Zeichen einer degenerativen Gelenksveränderung, so ist die Therapie anhand Guidelines (AAOS – American Academy of Orthopedic Surgeons, S3-Leitlinie Gonarthrose der AWMF) sinnvoll. Diese beinhalten in erster Linie die nicht invasiven Therapien, wie Physiotherapie und Gewichtsreduktion und können durch NSAR (nicht steroidale Antiphlogistika) und intraartikuläre Injektionen (Kortikoide, Hyaluronsäure oder Eigenblut als ACP, PRP) erweitert werden. Sollte die konservative Therapie ausgeschöpft sein, so stehen diverse operative Verfahren zur Verfügung. Wenn möglich ist eine gelenkserhaltende operative Versorgung anzustreben. Hier kommen Verfahren wie Achskorrekturen zum Einsatz. Je nach Ausmass der Knorpelschädigung gibt es die Möglichkeit eines Teil- oder 2/3-Ersatzes (patellofemoraler, uni- oder bikompartimenteller Gelenksersatz). Bei Arthrose in allen Kompartimenten ist eine Knie-Totalendoprothese notwendig. Hier haben sich die Verfahren in den letzten Jahren verbessert, und es stehen navigierte Operationsmethoden oder individuell hergestellte Endoprothesen zur Verfügung. Auch nach diesen Verfahren ist eine sportliche Betätigung wieder möglich.
Patellofemorale Instabilitäten/Maltracking/Patellaluxation
Das Patellofemoralgelenk zeigt sich oft für ein vordere Knieschmerzhaftigkeit ursächlich. Neben traumatischen Luxationen ist das Maltracking, das heisst eine nicht adäquate Führung der Patella in der Trochlea, als Ursache möglich.
Patellaluxationen treten als Erstereignis meist traumatisch auf. Durch einen Anprall im Zweikampf oder einen Sturz kommt es fast immer zu einer lateralen Luxation der Patella.
Oft, vor allem bei einem Erstereignis ist eine Selbstreposition schwierig. Die Reposition sollte vorsichtig und unter adäquater Analgesie oder Sedation durchgeführt werden. Nicht selten resultiert ein Knorpelschaden aus der Luxation, da die Patella lateral über den Femurcondylus springt und sich dort verhakt. Es kommt zu typischen Knorpelschäden oder Knochemarksödem medial an der Patella und lateral am Femurcondylus. Nach der Reposition sollte eine MRT-Diagnostik durchgeführt werden, um eventuelle Knorpelschäden und die Schädigung des Halteapparates der Patella zu bilanzieren. Traumatische Knorpelschäden, wie zum Beispiel abgelöste chondrale Anteile oder osteochondrale Fragmente, imponieren als freie Gelenkskörper und sollten refixiert werden. Es ist unter Umständen sinnvoll, den Halteapparat der Patella (Kapsel oder MPFL) zu rekonstruieren, um rezidivierende Luxationen in der Folge zu verhindern.
Ohne Knorpelschaden kann eine primäre Luxation der Patella konservativ angegangen werden. Initial kann eine Ruhigstellung des Gelenks sinnvoll sein, gefolgt von Kräftigung des Streckapparates unter physiotherapeutischer Anleitung.
Chronische Patellainstabilitäten sind die zweite Entität von patellofemoralen Beschwerden.
Entweder entstanden aus einem primär traumatischen Setting mit insuffizient verheiltem Halteapparat, oder hervorgerufen durch prädisponierende Faktoren, kann ein vorderer Knieschmerz oder Beschwerden durch (Sub-)Luxationen bedingt sein. Die Ursachen für eine primäre Patellofemorale Instabilität sind vielfältig. Von einer veränderten Femurtorsion über eine Patella alta (Hochstand) oder eine Trochleadyplasie zeigen sich ätiologisch meist Kombinationen aus diesen Pathologien. Eine genaue Diagnostik ist mitunter aufwendig und beinhaltet Röntgen, MRT und gegebenfalls Rotations-CT-Aufnahmen der unteren Extremität. Um die zugrunde liegende Pathologie zu identifizieren ist ein Vorgehen nach Guidelines, wie zum Beispiel durch die Deutsche Kniegesellschaft publiziert, sinnvoll.
Bursitis praepatellaris
Eher ein selteneres Bild bei Sportler:innen ist die Bursitis praepatellaris, die häufig durch einen chronischen Reizzustand in Folge chronischer Überlastung durch häufiges Knien entsteht. Mitunter kann dieses Krankheitsbild auch in Folge einer Verletzung mit Infektion der Bursa sein. Klinisch zeigt sich eine Schwellung und ggf. Rötung vor der Patella. Die Diagnose kann durch eine Ultraschalluntersuchung bestätigt werden. In der Regel können mit NSAR und Modifikation der Belastung konservativ gute Ergebnisse erreicht werden. Sehr selten, meist bei Infekt, ist eine operative Bursektomie indiziert.
Osteochondrosis dissecans (OD oder «Gelenkmaus»)
Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung, die meist männliche Patienten in der zweiten und dritten Dekade betrifft. Die Ursache ist nicht gänzlich geklärt. Zur Diskussion stehen Mikrotraumata und/oder subchondrale Durchblutungsstörungen. Initial werden Belastungsschmerzen angegeben. Eine Begleitsynovialitis führt zu Schmerzen. Es kann zur Ablösung des Fragmentes kommen und hierdurch bedingte Blockaden. Die Diagnose lässt sich mit einer MRT-Untersuchung stellen, und die primäre Behandlung erfolgt in den Initialstadien konservativ mit körperlicher Schonung. Sollte sich das Dissektat lösen, kann eine operative Refixation angestrebt werden.
Kreuzbandverletzungen
Verletzungen der Kreuzbänder betreffen meist das vordere Kreuzband.
Als Unfallmechanismus kann in der Anamnese oft ein Valgisations-Aussenrotationstrauma mit fixiertem Fuss erhoben werden. (Abb. 3) Es sind jedoch auch andere Mechanismen möglich wie: Hyperflektion, Hyperextension oder direkter Anprall.

Die Patienten:innen beschreiben regelmässig ein «Reissen» und berichten von einem Instabilitätsgefühl. Wegweisend für eine schwere Knieverletzung ist eine Ergussbildung.
Die Schmerzen sind initial stark, nehmen dann aber rasch wieder ab.
Zum Teil erfolgte bereits notfallmässig eine Röntgenuntersuchung. Hier zeigt sich meist (mit Ausnahme der Segond-Fraktur) keine ossäre Beteiligung.
Klinisch ist, je nach Zeitpunkt der Untersuchung, der Erguss bereits regredient.
Als primärer Stabilisator der anterior-posterioren Tibiatranslation ist das vordere Kreuzband in Untersuchungen dieser Translation zu testen. Am etabliertesten ist hier der Test nach Lachman. Dieser wird bei liegenden Patienten:in in 20–30°-Flektion durchgeführt. Der/Die Untersuchende stabilisiert den Oberschenkel in dieser Position, wobei der Unterschenkel nach vorne gezogen wird. Die Untersuchung wird im Vergleich zur Gegenseite evaluiert und entsprechen der vermehrten Translation beschrieben. Es steht eine Vielzahl alternativer Tests zu Verfügung. Eine Kombinationsverletzung der Kollateralligamente oder des sogenannten ALL (anterolaterales Ligament) kann mit weiteren Tests eruiert werden, wie zum Beispiel dem Pivot-Shift-Test.
Da vordere Kreuzbandverletzungen häufig mit Begleitverletzungen assoziiert sind, sind zusätzliche Tests wie z.B. Meniskustest oder Kollateralbandtest notwendig.
Bei Verdacht auf eine vordere Kreuzbandverletzung ist eine MRT-Untersuchung indiziert, um die Verdachtsdiagnose zu bestätigen und eventuell vorliegende zusätzliche Schädigungen zu suchen.
Eine Ruhigstellung in einer Orthese kann bei Instabilität sinnvoll sein.
MR-Tomografisch können sich verschiedene Zeichen zeigen. Sehr häufig besteht ein relevanter intraartikulärer Erguss. Das vordere Kreuzband kann direkte Rupturzeichen zeigen im Sinne einer Diskontinuität oder aber auch intraligamentäre Signalanhebungen in der T2-Wichtung sind mit einem hohen Vorhersagewert von 90% Zeichen einer Schädigung.
Bestätigt sich die Verdachtsdiagnose, ist es wichtig, eventuell vorliegende Begleitverletzung zu suchen, da sich bei Vorliegen solcher eine Therapierelevanz ergibt.
Die Therapie der vorderen Kreuzbandverletzung mit und ohne Begleitverletzungen ist ein kontrovers diskutiertes Thema. Die Empfehlungen in diesem Artikel orientieren sich an den Empfehlungen der AGA (Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie) und DKG (Deutsche Kniegesellschaft).
Es kann zwischen einer isolierten vorderen Kreuzbandverletzung und einer solchen mit vorliegenden Begleitverletzungen unterschieden werden (Abb. 4).
Kann bei einer isolierten Verletzung eine konservative Therapie sinnvoll sein, gilt es insbesondere bei vorliegenden Begleitverletzungen aufmerksam zu sein. Je nach Beteiligung kann sich die Therapieempfehlung deutlich unterscheiden (Abb. 5).
Zusammenfassend kann bei stabilen Meniskusrissen oder Seitenbandläsionen ebenfalls ein konservativer Therapieversuch eingeleitet werden.
Bei instabilen Situationen mit relevanter Zusatzverletzung ist eine Indikation zu einem operativen Verfahren gegeben.
Die Entscheidung zu einer Operation ist immer auch individuell zu treffen. Es sind viele Faktoren zu berücksichtigen. Sportliche Aktivität und Sportart, Alter, berufliche Situation, Compliance, allgemeiner Gesundheitszustand und nicht zuletzt auch der Wunsch des/der Patienten:in.
Auf die operativen Verfahren wird in diesem Artikel aufgrund der Vielzahl der Verfahren nicht eingegangen.


Meniskusläsionen
Die beiden Menisken sind wichtige Stabilisatoren des Kniegelenkes. Sie vergrössern die Kontaktfläche zwischen Femur und Tibia erheblich und haben eine absorbierende Funktion für axiale Belastungen. Aufgrund ihrer besonderen Anatomie mit nahezu fehlender Durchblutung sind sie auf die Diffusion von Nährstoffen aus der Gelenkflüssigkeit angewiesen.
Im Laufe der Zeit und je nach Belastung können Veränderungen in den Menisken auftreten. Diese können als intrameniskale Veränderungen imponieren, oder es können sich durchgängige Risse zeigen. Je nach Risskonfiguration sind die Beschwerden unterschiedlich.
Eine Unterscheidung zwischen akuten Läsionen und degenerativen wird vorgenommen. Es gibt eine Mischform, die als «acute on chronic» bezeichnet wird. Hierbei kommt es nach einem Trauma zu einer Ruptur im Bereich eines bereits veränderten Meniskus. Versicherungstechnisch führen diese Fälle oft zu Diskussionen.
In der aktuellen Literatur geht die Tendenz, wenn möglich zu einem Meniskuserhalt. Das heisst: bei Indikation zu einem operativen Verfahren wird eine Naht angestrebt, um möglichst viel Meniskusgewebe zu erhalten. Es ist mittlerweile bekannt, dass ein grossflächiger Verlust eines der Menisken das Arthroserisiko erhöht.
Je nach Art der Läsion stehen verschiedene Nahtsysteme zur Verfügung. Aufgrund der schlechten Durchblutung ist die Nachbehandlung von Nähten der Menisken aufwendig. Oft sind eine Orthesenversorgung und eine Teilbelastung für ca. 6 Wochen notwendig. Ergänzt wird die Rehabilitation durch regelmässige Physiotherapie. Die Ergebnisse der Nähte sind aufgrund der verbesserten Nahtsysteme deutlich besser geworden. Nahezu alle Nähte sind arthroskopisch möglich. Sollte eine Naht nicht möglich sein, z.B. wegen der Lokalisation in einer prognostisch nicht günstigen Lage oder Risskonfiguration, so ist eine sparsame Teilentfernung des entsprechenden Anteils notwendig. Auch hier gilt es, möglichst viel Meniskusanteil zu erhalten. Es kann sogar sinnvoll sein, gewisse Anteile des Risses nicht zu entfernen, wenn sie sich nach Teilresektion als stabil erweisen.
Eine Sonderform des Meniskusrisses stellt die Korbhenkelläsion dar, welche zu akuten Blockaden des Kniegelenks führen kann, wenn der Riss interponiert. Bei dieser Läsion ist eine zeitnahe Operation indiziert, um den einklemmenden Meniskusanteil zu reponieren und wenn möglich zu refixieren.
Jumpers Knee
Eine weitere häufige Pathologie des vorderen Knieanteils stellt das Jumpers Knee oder Patellaspitzensyndrom dar. Es zeigt sich klinisch als infrapatelläre Druckdolenz. Gehäuft tritt diese Beschwerdesituation bei Sprungsportarten wie Basketball, Volleyball und auch bei Stop-and-Go-Sportarten auf. Oft ist eine Verkürzung des Streckapparates vorhanden.
Diese kann in der Untersuchung als vergrösserter Fersen-Gesäss-Abstand in Bauchlage diagnostiziert werden. Eine Ultraschall- oder MRT-Untersuchung kann die Diagnose bestätigen, oder andere Pathologien der Patellarsehne aufzeigen. Die Therapie umfasst Physiotherapie mit Dehnung der Quadrizepsmuskulatur und kann durch Stosswellentherapie ergänzt werden.
Osgood Schlatter
Diese Erkrankung des Ansatzes der Patellarsehne an der Tuberositas tibiae tritt im Wachstumsalter auf und äussert sich durch eine druckdolente Schwellung am distalen Patellaransatz. Die klinische Diagnostik kann radiologisch ergänzt werden. Meist reicht eine Sportkarrenz in Verbindung mit NSAR und einer Dehnung der Extensoren aus, um die Beschwerden zu verringern.
Tractus-iliotibialis-Syndrom
Auch als Runners Knee bezeichnet, handelt es sich hierbei um eine Friktion des Tractus Iliotibialis am lateralen Femurepicondylus. Klinisch zeigt sich meist eine Druckdolenz an der Aussenseite des Oberschenkels oder auch dem Tuberculum gerdii, dem distalen Ansatz an der Tibia. Der Tractus setzt sich aus der aponeurotischen Verlängerungen der Hüftmuskulatur (Musculi tensor fasciae lata, gluteus medius et maximus) bis zum lateralen Unterschenkel fort. Die Ursache der Beschwerden ist vielfältig. Unter anderem werden Muskuläre Dysbalance, Beinlängendifferenz oder auch Wechsel des Schuhwerkes als Auslöser beschrieben. Die Therapie ist entsprechend multimodal und umfasst Dehnung, Faszientherapie und stabilisierende Physiotherapie.
Innen- und Aussenbandverletzungen
Die Kollateralbänder sind, medial häufiger als lateral, von Verletzungen häufig betroffen.
Klinisch gilt es im Seitenvergleich zu evaluieren, ob eine vermehrte Aufklappbarkeit besteht. Diese kann in verschiedene Schweregrade quantifiziert werden. Je nach Millimeter im Vergleich zur Gegenseite werden drei unterschiedliche Befunde beschrieben. Grad I: 0–5 mm, Grad II: 6–10 mm, Grad III: über 10 mm.
Die Testung erfolgt in 0°-, 30°-, 60°- und 90°-Flektion.
Grad I und II können konservativ (mit Varus-Valgus stabilisierender Orthese) behandelt werden, Grad-III-Verletzungen sind eher operativ zu versorgen. Je nach betroffenem Anteil des Innenbandes (oberflächlicher oder tiefer Anteil) ist die Entscheidung zu treffen, welches Verfahren verwendet werden sollte. Minimal invasive Techniken mit einem Bracing des Bandes und Reinsertion am meist proximal betroffenen Anteil stehen zur Verfügung.
Das Aussenband ist weniger häufig betroffen, aufgrund seiner tubulären Anatomie jedoch ist die Heilung hier konservativ eher weniger Erfolg versprechend.
Eine MRT kann die Diagnose bestätigen und Sonderformen mit ungünstiger Prognose detektieren («Stener like lesion»).
Hintere Knieschmerzen
Bakerzyste
Sie stellt keine eigene Pathologie dar, sondern ist ein Hinweis auf eine intraartikuläre Pathologie. Die Bakerzyste ist als symptomatische mit Gelenksflüssigkeit gefüllte Aussackung der dorsomedialen Kapsel zu verstehen. Sie zeigt sich meist im Bereich zwischen Musculus gastrocnemius und Musculus semimenbranosus. Hier befindet sich die dünnste Stelle im Bereich der Gelenkkapsel. Bei chronisch erhöhtem Druck, hervorgerufen durch unterschiedliche Ursachen, presst sich die Kapsel wie ein mit Wasser gefüllter Ballon dorsomedial hervor und irritiert die Sehnen und Muskulatur.
Zeigt sich eine Bakerzyste symptomatisch, so sollte nach der Ursache gesucht werden. Während längere Zeit die Flüssigkeit abpunktiert wurde, um die Beschwerden zu lindern, ist es aus heutiger Sicht eher sinnvoll, die Ursache gezielt zu behandeln. Die Diagnosestellung ist nicht immer einfach. Häufigste Ursachen sind jedoch Meniskusläsion, Arthrose oder auch rheumatologische Erkrankungen. Eine MRT kann die Verdachtsdiagnosen entsprechend bestätigen. Gegebenenfalls kann eine rheumatologische Abklärung und/oder Punktion und Untersuchung des Ergusses ergänzend erwogen werden. Meist handelt es sich um chronische Ursachen. Akute Verletzungen verursachen meist einen suprapatellär schmerzhaften Erguss.
Hamstringpathologien
Als Flektoren im Bereich des Kniegelenks können die Hamstringsehnen ebenfalls dorsale Beschwerden im Bereich des Kniegelenks auslösen. Als Hamstrings werden dem Mm. semimenbranosus, semitendinosius und biceps femoris bezeichnet. Bei Verkürzung der Muskeln sich unter Umständen dorsale Knieschmerzen zeigen. In der klinischen Untersuchung zeigt sich ein verlängerter Finger-Bodenabstand. Traumatische Hamstingpathologien betreffen meist den Ansatz am Tuber ischiadicum.
Diskussion – Take aways
Knieschmerzen sind eine sehr häufige Entität und beschäftigen uns in der Sprechstunde regelmässig. Die erwähnten Knee-pain-maps können die Diagnosestellung vereinfachen. Eine genau Anamnese und eine körperliche Untersuchung geben bereits konkrete Hinweise auf die auslösenden Pathologien.
Bei Vorliegen einer traumatischen Knieschwellung im Sinne eines Ergusses, bei Instabilitäten oder Blockaden sollte eine zügige MRT-Untersuchung durchgeführt werden und bei Unsicherheiten der Rat eines Kniespezialisten:in eingeholt werden.
Practical implications
Knee pain is a very common entity and affects us regularly in the consultation hours. The mentioned knee pain maps can simplify the diagnosis. A precise anamnesis and a physical examination already provide concrete indications of the pathologies that caused it.
If there is traumatic knee swelling in the sense of an effusion, if there is instability or blockages, a MRI examination should be carried out and if there is any uncertainty, the advice of a knee specialist should be sought.
Acknowledgments, conflict of interest and funding
Der Autor gibt an, dass keine Interessenkonflikte in Bezug auf diesen Artikel vorliegen.
Corresponding author
Dr. med. Marcel Gloyer
Seidengasse 16, 8001 Zürich
Tel. 044 296 96 96
E-Mail: gloyer@hin.ch
References
Literatur beim Autor erhältlich.
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