An den Iden des März 44 vor Christus wurde Julius Cäsar von einer Gruppe Senatoren mit dem Dolch ermordet. Mit dabei Cäsars Verbündeter und Mitstreiter Brutus. Auch Du, Brutus? Diese letzten Worte legte William Shakespeare 1599 in seinem Drama «Julius Caesar» dem Sterbenden in den Mund, als auch Brutus mit dem Dolch zustach. Auch Du hast mich verraten.
Wir Schweizer Sportmediziner wurden am 30. Januar 2018 aufgeschreckt. Ein Schweizer «Sportarzt» wurde mit versteckter Kamera überführt, wie er aktiv einem Sportler verbotene leistungsfördernde Medikamente (Doping) empfahl und abgab. Et tu, Brute!
Nach der ersten Aufregung gab es ein kurzes Durchatmen. Der angebliche Sportarzt ist weder Mitglied in unserer Gesellschaft noch trägt er unseren Weiterbildungstitel. Die nachfolgenden Olympischen Spiele haben dann den Fokus von diesem Thema weggelenkt. Ich war erstaunt, wenn nicht schockiert, wie wenig Doping während der Olympischen Spielen von den Medien thematisiert wurde. Nun sind die Olympischen Spiele vorbei. Zeit, sich der Nachbearbeitung des Themas «Doping» zu widmen.
Zwar gab es auch in der Schweiz in den letzten Jahren immer wieder einzelne Dopingfälle, aber für die grossen Dopingschlagzeilen waren andere verantwortlich: Die Russen mit dem Staatsdoping, die langjährigen Machenschaften an der Universität Freiburg im Breisgau, Sundby und Johaug in Norwegen, davor Marion Jones und ihre Gruppe in den USA, immer mal wieder die Radfahrer. Es ist einfach, mit dem Finger auf andere zu zeigen.
Doch nun hat es uns wieder eingeholt. Auch wenn der Arzt kein SGSM-Mitglied ist, fühle ich mich durch seine verbotenen Tätigkeiten persönlich angegriffen und diskreditiert. Die SGSM, und damit alle ihre Mitglieder, spricht sich in ihren Statuten und in ihren Aktivitäten klar und eindeutig gegen Doping aus. Doch wir müssen in naher Zukunft eine klare Strategie entwickeln, wie wir uns in dieser Thematik positionieren wollen und gegen fehlbare Ärzte vorgehen können. Der Arzt hätte genauso gut SGSM-Mitglied sein können. Et tu, Brute!
Verschiedenen Punkten werden wir uns in der SGSM in nächster Zeit widmen müssen. Die Diskussionen im Vorstand wurden bereits angestossen:
- Wie können wir sicherstellen, dass sich nur Sportarzt oder Sportmediziner nennen darf, wer über den SGSM-Weiterbildungstitel verfügt? Unser Weiterbildungstitel ist der Einzige, der von der FMH anerkannt ist und wurde erst auf dieses Jahr hin zu einem interdisziplinären Schwerpunktstitel aufgewertet.
- Die Welt der Sportmedizin ist klein. Es gibt verschiedene Gerüchte über Ärzte, die offenbar Doping abgeben. Die Sportler scheinen sehr genau zu wissen, wohin sie sich wenden können, wenn sie dopen möchten. Wie wollen wir bei solchen Gerüchten vorgehen? Wie können wir solche Ärzte überführen? Sollen wir selber mit Undercover- Patienten vorgehen? Brauchen wir ein Doping-Board, bei dem man anonym einen Arzt denunzieren kann?
- Wie wollen wir bei einem Doping-Arzt vorgehen? Der Ausschluss aus der SGSM und die Aberkennung des Titels scheint mir logisch. Wie soll ein solches Verfahren genau ablaufen? Vielleicht braucht es weiterführende Konsequenzen. Die FMH-Statuten werden im Moment überarbeitet. Soll ein Doping-Arzt seine Berufsbewilligung verlieren? Braucht es die Möglichkeit zur Einleitung eines Strafverfahrens?
- Die Wahrnehmung von Doping ändert sich. Was in den 80er-Jahren noch «erlaubt» war, ist heute verboten. Es ist hinlänglich bekannt, dass in der Vergangenheit auch SGSM-Mitglieder diese Grauzonen ausgenützt hatten. Wie wollen wir als Gesellschaft mit dieser Vergangenheit umgehen? Können wir überhaupt glaubwürdig an einem Doping-freien Sport mitarbeiten?
- Das Thema Doping hat in der Ausbildung bereits einen grossen Stellenwert und wird im Rahmen der laufenden Reform noch verstärkt. Reicht das? Braucht es für die Sportmediziner neben Antidoping Schweiz noch eine eigene Beratungs- oder Anlaufstelle?
Es ist unbestritten, dass wir uns in einem schwierigen Spannungsfeld befinden. Wir möchten unsere Sportler zu Erfolgen begleiten, wir freuen uns an ihren Erfolgen und treiben selber gerne Sport. Wir müssen dabei aber genauso die Gesundheit der Sportler im Auge behalten. Daneben sind der Sport und die erfolgreichen Sportler Vorbild für unsere Kinder und jungen Sportler wie auch für viele Breitensportler. Wir möchten die Bevölkerung zu mehr Bewegung anregen. Wir möchten Bewegung als Therapeutikum etablieren im Sinne von «Exercise is Medicine». Dabei machen wir uns aber komplett unglaubwürdig, wenn wir dazu beitragen, dass die Bevölkerung den Eindruck bekommt, Sport sei nur mit leistungsfördernden Mitteln möglich.
Wir alle haben doch keine Lust auf eine McCarthy-Ära, wo wir uns gegenseitig argwöhnisch beäugen und gegenseitig denunzieren? Ich bin überzeugt, dass die Allermeisten von uns Sportmedizinern sauber sind – um im Dopingjargon zu bleiben. Nur wenn wir eine faire, dopingfreie Gesellschaft sind, können wir uns an den vielen Erfolgen unserer Sportlerinnen und Sportler und am persönlichen Sporttreiben freuen. Lasst uns unsere gute Reputation nicht durch ein schwarzes Schaf verderben!
Ich bin mir bewusst, dass es kaum möglich sein wird, einen komplett dopingfreien Sport zu erreichen. Aber ich bin überzeugt, dass wir als SGSM hier eine starke Position vertreten und glaubwürdig umsetzen können. Lasst uns genauso engagiert gemeinsam für einen dopingfreien Sport auftreten, wie wir uns für jeden einzelnen von unseren Patienten einsetzen.
Um auf die römische Geschichte zurückzukommen. Der Tod Caesars führte zu einem langen Bürgerkrieg und zuletzt der Etablierung des römischen Kaiserreichs unter Caesars Neffen, dem späteren Kaiser Augustus. Die Römer hatten ihre demokratischen Rechte verloren. Genauso wird es uns ergehen. Wenn wir nicht gemeinsam eine starke Position vertreten, könnte uns die Politik ihre Position aufzwingen. Wie immer diese auch aussehen wird, unserer beruflichen Freiheit würde dies sicher nicht förderlich sein.
Aux ides de mars 44 av. J.-C., Jules César fut poignardé par un groupe de sénateurs. Parmi eux se trouvait Brutus, un de ses proches et ami. Toi aussi, Brutus? Ces derniers mots, sont ceux que William Shakespeare en 1599 fait dire au mourant dans son drame «Julius Caesar». Toi aussi tu m’as trahi.
Le 30 janvier 2018, nous, médecins suisses du sport, avons été effarés. Un «médecin du sport» suisse avait été pris en flagrant délit par caméra cachée, en train de conseiller un sportif et de lui fournir des médicaments interdits et supposés favoriser les performances. Et tu, Brute!
Après la première effervescence, il y eut un court répit. Le soi-disant médecin du sport n’était pas membre de notre société, et ne portait pas non plus le titre de notre formation. Les Jeux olympiques suivants ont fait dévier l’attention vers d’autres sujets. J’ai été surpris, pour ne pas dire choqué, du fait que le dopage pendant les Jeux olympiques ait été aussi peu exposé par les médias. Dès lors que les Jeux olympiques sont passés, il est temps de se pencher sur le sujet «dopage» et de l’approfondir.
Bien qu’il y eut ces dernières années de temps en temps quelques cas isolés de dopage en Suisse, la Une des journaux sur le dopage concernait d’autres états: Les Russes avec leur dopage d’Etat, les agissements de longue date de l’université de Fribourg en Breisgau, Sundby et Johaug en Norvège, auparavant Marion Jones et son groupe aux Etats Unis et régulièrement des cas dans le cyclisme. Il est facile de pointer les autres du doigt.
Mais maintenant nous sommes rattrapés. Même si le médecin en question n’est pas membre de la SSMS, je me sens personnellement attaqué et discrédité par ses agissements interdits. Dans ses statuts et ses activités, la SSMS, et avec elle tous ses membres, se prononce catégoriquement contre le dopage. Cependant, nous devons développer dans un avenir proche, une stratégie claire, pour nous positionner par rapport à cette thématique et savoir comment nous comporter envers les médecins en faute. Ce médecin aurait très bien pu être un membre de la SSMS. Et tu, Brute!
Dans un prochain temps, nous devrons examiner différents points au sein de la SSMS. Auprès du conseil de direction, les discussions ont déja été soulevées:
- Comment certifier que seuls peuvent se nommer Médecins du Sport, ceux qui possèdent un titre de formation de la SSMS? Notre titre de formation est le seul qui soit reconnu par la FMH et qui a été réévalué en titre interdisciplinaire.
- Le monde de la médecine sportive est petit. Différentes rumeurs témoignent de médecins qui sont apparemment impliqués dans le dopage. Les sportifs semblent savoir exactement à qui s’adresser lorsqu’ils souhaitent se doper. Comment souhaitons-nous agir face à de telles rumeurs? Comment réussir à inculper de tels médecins? Devons-nous nous-mêmes avoir recours à des patients undercover? Avons-nous besoin d’un doping board auprès duquel il serait possible de dénoncer anonymement un médecin?
- Quelle attitude adopter face à un médecin impliqué dans le dopage? L’exclusion de la SGSM et le retrait du titre me paraissent logiques. Comment doit se dérouler un tel processus? Quelles conséquences cela entraîne-t-il? Les statuts FMH sont actuellement retravaillés à ce propos. Un médecin impliqué dans le dopage, doit-il perdre son permis de travail? Avons-nous besoin d’un droit de poursuite?
- La conception du dopage change. Ce qui, dans les années 80 semblait encore «permis», est aujourd’hui interdit. Il est suffisamment connu que même des membres de la SSMS ont profité de ces zones sombres dans le passé. Comment voulons-nous en tant que société nous comporter avec ce passé? Pouvons-nous contribuer de manière crédible à un sport sans dopage?
- Dans la formation, le dopage occupe déjà une place importante qui sera renforcée dans le cadre de la réforme courante. Cela suffit-il? Est-il nécessaire pour les médecins du sport d’avoir en plus de Antidoping Suisse un propre centre de contact et de conseil?
Nous nous trouvons incontestablement dans une zone de tension importante. Nous souhaitons accompagner nos sportifs vers le succès, nous nous réjouissons lorsqu’ils réussissent et nous pratiquons nous-mêmes le sport. Mais nous ne devons pas perdre de vue la santé des sportifs. De plus le sport et les sportifs de haut niveau sont un exemple pour nos enfants, pour les jeunes sportifs et les amateurs de sport. Nous aimerions insciter le public à bouger plus, mettre l’exercice physique au même rang qu’un produit thérapeutique au sens de «Exercise is Medicine». Mais nous nous rendons complètement incrédibles dans la société si nous contribuons à l’idée que le sport n’est possible qu’avec des moyens favorisant la performance.
Nous tous n’avons cependant aucune envie d’une ère McCarthy, où chacun s’épie et se dénonce. Je suis convaincu que la plupart d’entre nous, médecins du sport, sommes «propres» pour rester dans le jargon du dopage. C’est seulement dans une société juste et libre de tout dopage que nous pouvons nous réjouir des nombreux succès de nos sportives et sportifs ainsi que de nos propres activités sportives. Ne laissons pas ternir notre bonne réputation par une brebis galeuse!
Je suis conscient qu’il ne sera pas possible d’atteindre un sport complètement dénué de dopage. Mais je suis convaincu que par la SSMS nous pouvons adopter et appliquer une position forte et crédible. Engageons nous ensemble pour un sport sans dopage de la même façon que nous nous engageons pour chacun de nos patients.
Revenons à l’histoire romaine. La mort de César déclencha une longue guerre civile et en dernier lieu permit l’établissement de l’Empire Romain par le neveu de César, le futur empereur Auguste. Les Romains perdirent leurs droits démocratiques. Nous ne ferons pas exception à la règle. Si nous n’adoptons pas ensemble une position forte, la politique pourrait nous imposer sa position. Quelle qu’en soit sa forme, cela ne sera pas bénéfique à notre liberté professionnelle.
PD Dr. Dr. André Leumann
OrthoPraxis Leumann, Basel
Orthopädische Chirurgie und Trauma-
tologie des Bewegungsapparates FMH
Sportmedizin SGSM
info@orthopraxisleumann.ch
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