SEMS-journal

Zahnschmerz und Kieferdysfunktion im Sport

Dilmaghani Kian
Zahnarztpraxis Schifflände, Basel

Abstract

Functional disorders of the head and neck area involving the chewing organ occur irregularly and with a changing symptoms. This makes it difficult for the therapist to arrive at a clear diagnosis, and even more difficult to develop a therapy concept. If the chewing organ is involved in a functional disorder, higher-level circuits are involved, which have to coordinate pivotal processes such as the act of swallowing. The act of swallowing is a highly complex neuromuscular process in which, among other things, the trachea is closed by the epiglottis and 25 pairs of muscles have to be coordinated in a determined, temporal sequence. Compensatory mechanisms can mitigate or compensate for functional disorders, but maintaining a physiological process that is important for survival always has priority and should always be taken into account first in therapy. Dynamic toothed splinting systems, for example, have proven successful here, as they have a regulating effect on muscle interaction by simulating standard conditions. Decoupling the chewing organ from functional disorders in the craniocervical area helps to find the cause and choose therapy.

Zusammenfassung

Funktionsstörungen im Kopf-Hals-Bereich mit Beteiligung des Kauorgans treten häufig unregelmässig und mit wechselndem Symptomenkomplex auf. Dies macht es für den Therapeuten oft schwierig, eine klare Diagnose zu stellen, und noch schwieriger, ein Therapiekonzept zu erarbeiten. Eine Beteiligung des Kauorgans an einer Funktionsstörung hat zur Folge, dass übergeordnete Verschaltungen mit einbezogen werden, welche lebenswichtige Vorgänge wie zum Beispiel den Schluckakt koordinieren müssen. Der Schluckakt ist ein hochkomplexer neuromuskulärer Ablauf, bei ­welchem unter anderem der Luftröhreneingang durch die Epiglottis verschlossen wird und 25 Muskelpaare in determinierter, zeitlicher Abfolge koordiniert werden müssen. Kompensationsmechanismen können Funktionsstörungen abmildern oder kompensieren, aber die Aufrechterhaltung eines überlebenswichtigen physiologischen Prozesses hat ­immer Vorrang und sollte auch in der Therapie immer zuerst berücksichtigt werden. Bewährt haben sich hier zum Beispiel dynamische Zahnschienensysteme, welche durch Simulierung von Normverhältnissen einen regulierenden Effekt auf das Muskelzusammenspiel haben. Die Entkopplung des Kauorgans von Funktionsstörungen im kraniozervikalen Bereich hilft bei der Ursachenfindung und bei der Therapiewahl.

Schlüsselwörter: Zahnschmerz, Kiefer, Kieferdysfunktion, Bruxismus, CMD, Zahnschiene

Einleitung

Zahnschmerzen und craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) spielen eine bedeutende Rolle in der Sportmedizin. Oftmals werden diese Themen jedoch vernachlässigt, obwohl sie einen erheblichen Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit haben können. In diesem Beitrag werden wir uns ausführlich mit Zahnproblemen und CMD in der Sportmedizin beschäftigen und deren Auswirkungen auf Athleten untersuchen. Dem Kauorgan wird als Trigger bei dem Entstehungsprozess von Funktionsstörungen des Bewegungsapparates und den daraus folgenden Erkrankungen eine Schlüsselrolle zugesagt.
Zahnprobleme können verschiedene Formen annehmen, darunter Karies, Zahnverlust, Zahnfleischerkrankungen und Zahnfehlstellungen. Diese Probleme können nicht nur Schmerzen und Unbehagen verursachen, sondern auch die Funktion des Kiefers beeinträchtigen. Ein gestörter Biss kann zu einer ungleichmässigen Verteilung der Kaukräfte führen, was wiederum Auswirkungen auf die gesamte Körperhaltung haben kann. Dies kann zu muskulären Ungleichgewichten und einer beeinträchtigten Bewegungskontrolle führen, was die sportliche Leistungsfähigkeit negativ beeinflusst.
Craniomandibuläre Dysfunktion bezieht sich auf eine Störung der Funktion des Kiefergelenks und der umliegenden Muskulatur. Dies kann zu Schmerzen im Kiefergelenk, Kopfschmerzen, Nacken- und Rückenschmerzen, Tinnitus und vielen anderen Symptomen führen. Bei Athleten kann CMD zu einer eingeschränkten Mundöffnung, einer verminderten Kraftentwicklung und einer beeinträchtigten Koordination der Kiefermuskulatur führen. Dies kann die sportliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen und das Verletzungsrisiko erhöhen.
Es ist wichtig zu beachten, dass Zahnprobleme und CMD nicht isoliert betrachtet werden sollten, sondern in Zusammenhang mit anderen Aspekten der sportmedizinischen Betreuung stehen. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten, Sportmedizinern, Physiotherapeuten und anderen Fachleuten ist entscheidend, um eine ganzheitliche Behandlung zu gewährleisten.
Die Prävention von Zahnproblemen und CMD in der Sportmedizin sollte ebenfalls einen hohen Stellenwert haben. Regelmässige zahnärztliche Untersuchungen, eine gute Mundhygiene und der Einsatz von Mundschutz beim Kontaktsport sind wichtige Massnahmen, um Zahnproblemen vorzubeugen. Darüber hinaus können spezifische Übungen zur Stärkung der Kiefermuskulatur und zur Verbesserung der Kiefergelenksfunktion in das Training integriert werden.

Diagnostik

Die Diagnose von Zahnproblemen und CMD in der Sportmedizin erfordert eine umfassende Anamnese und eine gründliche Untersuchung. Hierbei können verschiedene diagnostische Instrumente wie Röntgenbilder, funktionelle Tests und computergestützte Haltungsanalysemethoden eingesetzt werden.
Aufgrund der komplexen Zusammenhänge zwischen Zähnen, Kiefergelenken, Muskeln und anderen dynamischen Strukturen ist eine genaue Diagnosestellung von grosser Bedeutung, um eine zielgerichtete Behandlung einzuleiten.
Die Behandlung von Zahnproblemen und CMD in der Sportmedizin kann verschiedene Ansätze umfassen. Dazu gehören zahnärztliche Massnahmen wie die Anpassung von Zahnschienen, die Behandlung von Karies und Zahn­fleischerkrankungen sowie die Korrektur von Zahnfehl­stellungen. Darüber hinaus können physiotherapeutische Massnahmen wie Kiefermobilisation, Muskeldehnung und Kräf­tigungsübungen eingesetzt werden, um die Funktion des Kiefers und der umliegenden Muskulatur zu verbessern. Eine individuell angepasste Behandlung, die die spezifischen Bedürfnisse des Athleten berücksichtigt, ist von entscheidender Bedeutung.

Pathomechanik

Insgesamt ist die Berücksichtigung von Zahnproblemen und CMD in der Sportmedizin von grosser Bedeutung, um die sportliche Leistungsfähigkeit zu erhalten, zu optimieren und das Verletzungsrisiko zu minimieren.
Der Unterkiefer ist mit seinen beiden Kondylen an der Schädelbasis hängend gelagert und in alle Richtungen frei beweglich. Betrachtet man den Bewegungsapparat als Tensegrity-Modell, in welchem alle beweglichen Strukturen über Zugspannung miteinander verbunden sind, so wird der Unterkiefer Teil des Bewegungsapparates. Das Kauorgan ist mit seinen vielen Rezeptoren an den Zahnwurzeln, in den Kiefermuskeln, auf der Mundschleimhaut und im Kiefergelenk eines der empfindlichsten Organe, das wir besitzen. Wir erkennen mit dem Mund den Unterschied zwischen gasförmig und flüssig, zwischen heiss und kalt. Wenn wir auf ein Sandkorn beissen, hören wir reflexgesteuert sofort mit dem Kauen auf und suchen das winzige Korn mit unseren Augen, oft vergeblich, da es zu klein ist. Wir bilden unsere Sprache mit Zunge, Lippe, Kieferstellung und bestimmtem Feuchtigkeitsgrad des Mundes. Wir benutzen das Kauorgan als Werkzeug, zur Nahrungszerkleinerung und leiten mit den im Speichel enthaltenen Enzymen die Verdauung ein. Und meistens machen wir auch noch alles gleichzeitig (gemeinsames Mittagessen mit Freunden, Reden, Trinken, ggf. Rauchen). Alleine im Mundbereich laufen vier Sinne zusammen, Geschmackssinn, Tastsinn, Temperatursinn und die Nozizeption (Schmerz­empfindung).
Damit all diese Aufgaben reibungslos und auch mal zeitgleich ablaufen können, ohne dass wir uns ständig auf die Zunge beissen oder uns verschlucken, haben wir diese komplexen, streng koordinierten Abläufe unterschiedlicher Funktionen in sogenannte Reflexmuster umgewandelt und auf dem motorischen Kortex unseres Gehirns gespeichert. Kommt es nun zu einer Störung dieser streng determinierten Funktionsabläufe, so werden sogenannte Notprogramme abgerufen, um die Störung zu kompensieren.
Ein Selbstversuch zeigt, wie ein solches Notprogramm abläuft: Wenn man seine Zunge zwischen die Zähne presst und versucht zu schlucken, dann fährt das Gehirn ein Notprogramm, indem es die eingeschränkte Zungenbewegung durch eine vermehrte Anspannung der Schlund- und
Nacken­muskulatur kompensiert, um den hochkomplexen Schluckvorgang dennoch ausführen zu können.


Der Unterkiefer ist funktionell mit der suboccipitalen Muskulatur verbunden. Die Kiefergelenke liegen anatomisch oberhalb des ersten Kopfgelenkes, dem Atlas, und spielen somit eine erhebliche Rolle bei der Ausbalancierung und Ausrichtung des Kopfes im Körperschwerpunkt.

CMD und systemische Funktionsstörungen

Eine gestörte Kieferfunktion kann zu Problemen bei der Atmung führen. Dies kann die Sauerstoffversorgung der Muskulatur beeinträchtigen und die aerobe Leistungsfähigkeit beeinflussen. Eine effiziente Atmung ist entscheidend für die Energieproduktion und Ausdauerleistungsfähigkeit während des Sports.
Eine gestörte Kieferfunktion kann zu muskulären Ungleichgewichten führen, insbesondere im Bereich des Kiefergelenks, des Nackens und des oberen Rückens. Diese Ungleichgewichte können die Bewegungskontrolle und die Koordination beeinträchtigen und die sportliche Leistungsfähigkeit negativ beeinflussen.
Eine gestörte Kieferfunktion kann auch die Kraftentwicklung beeinträchtigen. Der Kiefer ist über Faszien und über das Zungenbein mit vielen Muskeln im Kopf-Hals-
Bereich verbunden, die für die Kau- und Schluckbewegungen sowie die Atmung verantwortlich sind. Wenn die Funktion des Kiefers beeinträchtigt ist, kann dies zu einer verminderten Kraftentwicklung führen, insbesondere im Bereich des Kopfes, des Nackens und der oberen Extremitäten. Dies kann die Leistung bei sportlichen Aktivitäten beeinträchtigen, die eine hohe Kraftentwicklung erfordern, wie z. B. Gewicht­heben oder Kampfsportarten.
Der Kiefer spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation der Muskelspannung und der propriozeptiven Informationen, die für eine gute Koordination und Balance erforderlich sind. Wenn die Kieferfunktion gestört ist, kann dies zu Problemen bei der Koordination und dem Gleichgewicht führen, was die sportliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann, insbesondere bei sportlichen Aktivitäten, die eine präzise Bewegungskontrolle erfordern.
Eine gestörte Kieferfunktion kann auch zu einer erhöhten Verletzungsanfälligkeit führen. Muskelungleichgewichte und eine beeinträchtigte Bewegungskontrolle können das Verletzungsrisiko erhöhen, insbesondere im Bereich des Kopfes, des Nackens und der Wirbelsäule. Darüber hinaus kann eine gestörte Kieferfunktion zu Problemen wie Kopfschmerzen, Nacken- und Rückenschmerzen führen, die die sportliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen und die Motivation des Athleten beeinflussen können.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Auswirkungen einer gestörten Kieferfunktion auf die sportliche Leistungsfähigkeit individuell unterschiedlich sein können. Jeder Athlet reagiert möglicherweise anders auf eine gestörte Kieferfunktion, abhängig von Faktoren wie Sportart, Trainingserfahrung, Kompensationsfähigkeit und individuellen anatomischen Gegebenheiten. Eine genaue Diagnose und eine individuell angepasste Behandlung sind entscheidend, um die Auswirkungen einer gestörten Kieferfunktion auf die sportliche Leistungsfähigkeit zu minimieren.

CMD und systemische Muskelungleichgewichte

Hier sind einige mögliche Muskelungleichgewichte, die durch eine gestörte Kieferfunktion verursacht werden können:
Die Nackenmuskulatur: Eine gestörte Kieferfunktion kann zu einer erhöhten Spannung oder Aktivität der Nackenmuskulatur führen, insbesondere der suboccipitalen Muskulatur und der oberen Trapezmuskeln. Dies kann zu Muskelverspannungen, Nackenschmerzen und Kopfschmerzen führen. Eine erhöhte Spannung in der Nackenmuskulatur kann auch die Bewegungsfreiheit des Kopfes einschränken und die Haltung beeinträchtigen.
Die Schultermuskulatur: Funktionell stehen die Kiefergelenke und Schultergelenke in enger Beziehung, da die Arme mit ihren Aufhängungspunkten im Schultergelenk nach dem Kiefer und dem Schädel die nächste bewegliche Masseneinheit darstellen, welche es auszubalancieren gilt. Eine gestörte Kieferfunktion kann auch zu Muskelungleichgewichten in der Schultermuskulatur führen. Dies kann sich durch eine erhöhte Spannung oder Aktivität der Schultermuskeln manifestieren, insbesondere der oberen Trapezmuskeln und der Rhomboiden. Dies kann zu Schulterverspannungen, Schulterschmerzen und einer eingeschränkten Beweglichkeit der Schultern führen und in der Folge posturale Beschwerden nach sich ziehen. Nicht selten sind sekundäre Schulterbeschwerden der Weg zur Erstdiagnose.
Die Gesichtsmuskulatur: Die gestörte Kieferfunktion kann auch zu Muskelungleichgewichten in der Gesichtsmuskulatur führen. Dies kann durch eine erhöhte Spannung oder Aktivität der Kaumuskeln (Masseter, Temporalis) oder der Gesichtsmuskeln (Orbicularis oris, Orbicularis oculi) manifestiert sein. Dies äussert sich mit Schmerzen im Kiefer­gelenk, Gesichtsschmerzen und einer eingeschränkten Mundöffnung. Hinzu kommen Gesichtsasymmetrien durch einseitige Muskelhypertrophie eines M. masseters oder anatomisch durch Umbauvorgänge im Bereich eines Kiefer­winkels. Junge Frauen sind bei Funktionsstörungen des ­Kauorgans häufiger von Gesichtsasymmetrien betroffen als Männer.

Gesichtsasymmetrie anatomisch nach rechts durch Bruxismus rechts

Die Rückenmuskulatur: Eine gestörte Kieferfunktion kann auch Auswirkungen auf die Rückenmuskulatur haben, insbesondere auf die Muskulatur im oberen Rückenbereich. Hinweis für Funktionsstörungen im Kieferbereich geben die Adler-Langer Druckpunkte im Bereich der Nackenmuskulatur. Eine gestörte Kieferfunktion kann zu einer erhöhten Spannung oder Aktivität der Rückenmuskulatur führen, insbesondere der Muskeln zwischen den Schulterblättern (Rhomboiden) und der oberen Trapezmuskeln. Dies kann zu Muskelverspannungen, Rückenschmerzen und einer eingeschränkten Beweglichkeit des oberen Rückens führen und posturale Beschwerden unterhalten.
Diese Muskelungleichgewichte können die Bewegungskontrolle und die Koordination beeinträchtigen und die sportliche Leistungsfähigkeit negativ beeinflussen. Sie können auch zu einer erhöhten Verletzungsanfälligkeit führen, da die Muskeln nicht optimal zusammenarbeiten und die Belastungen während des Sports nicht gleichmässig verteilt werden.
Eine genaue Diagnose und eine individuell angepasste Behandlung sind wichtig, um Muskelungleichgewichte, die durch eine gestörte Kieferfunktion verursacht werden, zu korrigieren. Dies kann Massnahmen wie Kiefermobilisa­tion, Muskeldehnung, Kräftigungsübungen und möglicherweise den Einsatz von Zahnschienen oder anderer zahnärztlicher Massnahmen umfassen, um die Kieferfunktion zu verbessern und die Muskelungleichgewichte auszugleichen.

Therapeutische Optionen

Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten bei einer gestörten Kieferfunktion. Die Wahl der Behandlung hängt von der Ursache und dem Schweregrad der Funktionsstörung ab. Hier sind einige gängige Behandlungsmöglichkeiten:
Physiotherapie kann bei der Behandlung einer gestörten Kieferfunktion helfen. Ein Physiotherapeut kann Techniken wie manuelle Therapie, Muskeldehnung und Kräftigungsübungen anwenden, um die Kiefermuskulatur zu entspannen, die Beweglichkeit des Kiefers zu verbessern und die Mus­kel­ungleichgewichte auszugleichen. Physiotherapie kann mit Gleichgewichtsübungen bei der Verbesserung der Haltung und der allgemeinen Bewegungskontrolle helfen.
Die manuelle Therapie umfasst spezifische Handgriffe und Mobilisationstechniken, um die Beweglichkeit des Kiefers zu verbessern und muskuläre Verspannungen zu lösen. Ein Physiotherapeut kann sanfte Manipulationen und Mobilisationen anwenden, um das Kiefergelenk zu mobilisieren und die eingeschränkte Beweglichkeit zu verbessern. Dies kann helfen, Schmerzen zu lindern und die Funktion des Kiefers zu verbessern.
Gezielte Muskeldehnung ist eine wichtige Technik zur Entspannung der Kaumuskulatur und zur Verbesserung der Beweglichkeit des Kiefers. Ein auf CMD spezialisierter Physiotherapeut kann spezifische Dehnübungen für die Kaumuskulatur anleiten, um muskuläre Verspannungen zu lösen und die Flexibilität des Kiefers zu verbessern. Triggerpunkttherapie kann die schmerzhaften Verhärtungen in der Muskulatur, die durch eine gestörte Kieferfunktion entstehen, behandeln. Ein Physiotherapeut kann spezielle Techniken wie Druckpunktmassage oder Dry Needling anwenden, um Triggerpunkte zu behandeln und muskuläre Verspannungen zu lösen. Kiefermobilisation beinhaltet spezifische Techniken, um die Beweglichkeit des Kiefers zu verbessern und muskuläre Verspannungen zu lösen. Ein geschulter Therapeut kann sanfte Manipulationen und Mobilisationstechniken anwenden, um das Kiefergelenk zu mobilisieren und die eingeschränkte Beweglichkeit zu verbessern.
Entspannungstechniken wie Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder Yoga können dabei helfen, die Kiefermuskulatur zu entspannen und Stress abzubauen, und werden generell gerne unterschätzt. Auch wenn diese manchmal wenig medizinisch messbaren Impakt haben, so sind sie leicht durchzuführen und haben eine hohe Akzeptanz bei den meisten Patient:innen. Ein Physiotherapeut kann solche Techniken anleiten und dabei helfen, die Kieferfunktion zu verbessern.
Zahnschienen oder Aufbissschienen werden häufig zur Behandlung von Funktionsstörungen des Kiefers eingesetzt. Diese individuell angefertigten Schienen werden über die Zähne gelegt und dienen dazu, den Kiefer in eine andere Position zu bringen, um die Belastung auf die Kiefergelenke und die Kaumuskulatur zu reduzieren. Zahnschienen können auch dazu beitragen, das Knirschen oder Pressen der Zähne während des Schlafs zu reduzieren und so die Kieferfunktion zu verbessern. Neue Therapieansätze mit neuartigen Dop­pelzahnschienensystemen liefern vielversprechende Ergebnisse. Diese Zahnschienen der neuen Generation haben Entkop­plungseffekte auf Funktionsstörungen und wirken regulierend auf die Körperstatik.
In einigen Fällen kann eine gestörte Kieferfunktion eine chirurgische Behandlung erfordern. Dies kann erforderlich sein, wenn strukturelle Probleme im Kiefergelenk oder in der Kieferanatomie vorliegen. Chirurgische Eingriffe können zur Korrektur von Kieferfehlstellungen oder zur Reparatur von Verletzungen im Kieferbereich durchgeführt werden.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Behandlung einer gestörten Kieferfunktion individuell angepasst sein sollte. Die genaue Behandlung hängt von der Ursache und dem Schweregrad der gestörten Kieferfunktion ab. Ein erfahrener Zahnarzt, Kieferorthopäde oder Physiotherapeut kann eine genaue Diagnose stellen und eine geeignete Behandlung empfehlen.

Practical implications

Der Unterkiefer ist Teil des Bewegungsapparates und spielt eine Rolle bei der Einstellung des Körperschwerpunktes.
Funktionsstörungen des Kiefers beeinflussen immer die absteigende Funktionskette.
Die Adler-Langer Druckpunkte im Bereich der Nackenmuskulatur sind ein gutes diagnostisches Hilfsmittel und ­reagieren positiv bei Funktionsstörungen im Versorgungs­gebiet der Trigeminusäste.

Acknowledgments, conflict of interest and ­funding

Es besteht kein Interessenkonflikt, kein Funding.

Corresponding author

Kian Dilmaghani
Tanzgässlein 2
CH-4051 Basel
Tel: +41 61 261 35 45
Email: praxis@dilmaghani.ch

References

Beim Autor.

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